#Offtopic: Das Urvertrauen & die Extrameile

Unser Umgang mit Menschen anderer Herkunft im Aus- und Inland

Ich stelle es immer wieder selbst fest. Wenn ich in anderen Ländern unterwegs bin, um Rat frage, Hilfe benötige, ich vertraue meinem Gegenüber fast blind. Ist es naiv? Ist es zu gutgläubig? Oder ist es genau die Portion Vertrauen, die uns Deutschen (ich verallgemeinere es einmal absichtlich) hierzulande fehlt?

Warum fehlt sie uns? Gehen wir bei uns zuhause auch offen auf die Menschen zu und bieten einem vermeintlich Hilfesuchenden Unterstützung an? Ohne dass er danach fragt. Oder gehen wir bei einer Frage eines Touristen oder generell jemanden der Unterstützung sucht, eher kurz und knapp um?

Wann habt ihr einem Touristen das letzte Mal eure Stadt gezeigt? Vielleicht weil ihr an dem Tag sowieso nichts mehr vor hattet.

Wann seid ihr einmal eine Extrameile gegangen?

Wann habt ihr einen Vorschuss Vertrauen, Offenheit, Hilfsbereitschaft gegeben?

Der World Giving Index

Ende Januar ist der World Giving Index herausgekommen, eine Studie von weltweit 139 Ländern, die die Hilfsbereitschaft von Menschen in drei Kategorien untersucht: die Bereitschaft zur Geldspende, zur freiwilligen Arbeit und eben die Hilfsbereitschaft gegenüber Fremden. Myanmar und Indonesien stehen ganz oben auf der Liste und schnitten in allen drei Kategorien herausragend ab. Deutschland reiht sich auf Platz 19 ein. World Giving Index

Die Übersicht der Länder in der Kategorie Hilfsbereitschaft gegenüber Fremden zeigt, dass Sierra Leone, Irak, Libyen und Kenia ganz oben stehen. Von Deutschland keine Spur… Jetzt haben wir es sogar statistisch belegt… Wie traurig 🙁 Ich muss sagen, ich kannte den WGI bis dato nicht. Je mehr ich mich jedoch mit meinem eigenen und unserem Verhalten hier in Deutschland und das in fremden Ländern auseinander gesetzt habe, desto mehr habe ich zu dem Thema recherchiert und auch gefunden. Sehr interessant und mich regt es noch mehr zum Nachdenken an.. Geht es euch auch so? Helping a stranger

Wo lernt ihr denn die meisten bislang unbekannten Menschen anderer Länder kennen? Im Urlaub. Genau. Hier bin ich auf der Suche nach den Einheimischen, möchte das Leben kennenlernen, möchte eintauchen in den Alltag, möchte die Kultur erlernen, Verhaltensweisen, die uns Europäer vielleicht unterscheiden, feststellen.

Warum passiert das alles nur im Urlaub? Ich hab bis vor kurzem in Köln gewohnt. Hier sind jeden Tag unzählige Touristen vor Ort und erkunden die Stadt. noch nie bin ich zu jemand hingegangen und habe ihn angeboten meine Ecken oder auch DIE Ecken von Köln zu zeigen. Ich für mich hätte das befremdlich befunden. Aber warum? Genau so freue ich mir doch einen Ast ab, wenn mich jemand im Urlaub an die Hand nimmt.

Eine einheimische Führung über einen Foodmarkt in Malaysia

So eine Begegnung hatte ich z.B. in Malaysia. An diese Begegnung erinnere ich mich sehr gut. Wir saßen auf einer Bank, aßen einen kleinen Snack und überlegten wohin wir als nächsten schlendern wollten. Da kam jemand zu uns und fragte woher wir seien und so kamen wir uns Gespräch. Er bot uns an uns über den nahegelegenen Foodmarkt zu führen. Wir sagten wie selbstverständlich na klar super gerne 🙂 Jackpot, von einem Einheimischen über einen Foodmarkt geführt zu werden. Wie cool ist das denn?! Er führte uns eine Stunde durch den Markt, erklärte uns Gewürze, Früchte und Gemüsesorten. Wir rochen daran, probierten und hatten jede Menge Spaß. Zum Schluss wollte er nichts von uns, nicht einmal ein wenig Geld nahm er an. Die beste, spontanste Führung, die ich je erlebt habe. Wir haben auch zu keiner Zeit gedacht, dass er etwas Böses vor hat, uns irgendwohin bringen will oder uns abziehen möchte. Wir haben ihm blind vertraut, sind mitgegangen und haben dieses Erlebnis genossen. P.S.: Auch er hat sich gefreut, auch wenn es nicht so aussieht auf dem Bild 😉 Foodmarkt Malaysia

Wie uns jemand in Sulawesi den Arsch gerettet hat

Das gleiche auf Sulawesi, wo ein Bus ausgefallen ist und wir unbedingt zurück in die Hauptstadt mussten, da wir unser Flug nach Hause bekommen mussten. Zwei Männer boten uns an mitzufahren, da sie sowieso dorthin fuhren. Wir überlegten nicht lange, stiegen ein und waren unendlich dankbar dafür. Es gab nämlich keine Alterntive wie Taxi oder Zug. Die Männer hielten zwischendurch immer wieder an und kauften uns Getränke und Obst, obwohl wir bereits gut versorgt waren. Sie brachten uns wohlbehalten zu unserem nächsten Halt und bestanden darauf uns direkt vor der Tür abzuliefern und fuhren dadurch einen riesen Umweg. Am Ende bestanden sie darauf kein Geld anzunehmen, sie wollten uns einfach nur helfen und freuten sich mit uns, dass Sie uns geholfen haben. Wahnsinn… Das folgende Bild aus Sulawesi soll beispielhaft für Freude, Glück, Frieden und Dankbarkeit stehen. Kinder Sulawesi

Warum vertraut man Menschen in anderen Ländern mehr als den eigenen Landsmännern, wenn sie einem einen Gefallen tun möchten?

Was meint ihr? Habt ihr auch solche Erlebnisse? Wie ist es euch bisher ergangen? Wie denkt ihr über meine Gedanken? Ich freue mich auf ganz viele Kommentare, gleichgesinnte und gegenteilige Meinungen, Erlebnisse und vielleicht auch Vorsätze.

 

1 Comment

  • Ich kann dir definitiv zustimmen: Mir geht es auf Reisen ganz genauso. Ich habe schon so tolle Erfahrungen gemacht, wenn Einheimische mir ihr „Zuhause“ gezeigt haben oder wirklich weitergeholfen haben, wenn ich gerade Hilfe brauchte. Ich habe festgestellt, dass die Bereitschaft umso mehr zunimmt, je mehr die Menschen selbst auf Hilfe angewiesen sind. Dennoch verlangen sie im Gegenzug nichts. Auch ich habe mir vorgenommen, mehr hinzuschauen und zu helfen, wenn ich wieder in Deutschland bin. Momentan kann ich mir da in Kenia noch einiges abschauen 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.