#Offtopic: Urlaub in einem Dritte Welt Land 

Thailand

Was bedeutet es eigentlich Urlaub in einem Entwicklungsland zu machen? Was genau ist ein Dritte Welt Land? Und wie können wir gleichzeitig unseren Urlaub vor Ort genießen, wenn wir u.a. mit Armut, Unterernährung und Einschränkungen in der gesundheitlichen Versorgung konfrontiert werden?

Als ich auf dem Weg nach Thailand bin, frage ich mich auf einmal was genau macht eigentlich ein sog. Dritte Welt Land aus und gehört Thailand auch noch dazu? Früher war neben meinem Kindergarten ein Dritte Welt Laden. Der hatte komische Sachen, ich konnte damals nichts damit anfangen. Und irgendwas mit der Kirche hatte der Laden auch irgendwie zu tun. Damit war für mich die Sache schon abgehakt. Ich wusste gar nicht genau was ein Dritte Welt Land ist, machte mir keine Gedanken darüber, ob und wo es anderen Menschen schlecht geht. Kaum in Thailand angekommen, auf die Ferry wartend, fing ich an zu recherchieren. Thailand gehört tatsächlich zu den Entwicklungsländern. Das hätte ich nicht gedacht, dein gefühlt, es gibt viel ärmere Länder..

Aber wie genau definiert sich ein Entwicklungsland? Als Entwicklungsland wird ein Land bezeichnet, wenn die Mehrzahl der Bewohner hinsichtlich der wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen einen messbar niedrigeren Lebensstandard haben: z.B in Form von einer schlechten Versorgungslage mit Nahrungsmitteln und Konsumgütern, Armut, Unterernährung und Hunger, Einschränkungen bei der Gesundheitsversorgung, eine hohe Kindersterblichkeitsrate und eine geringe Lebenserwartung, mangelhafte Bildungsmöglichkeiten, eine hohe Analphabeten- und Arbeitslosenquote.In Thailand geht es also nach diesen Kriterien mehr Menschen schlecht als gut… Das regt mich zum Nachdenken an. Was bedeuten die oben genannten Kriterien bezogen auf den Lebensstandard zum einen und für das persönliche Wohlbefinden zum anderen. Auf mich wirken die Menschen meist sehr glücklich und zufrieden.Bangkok

Was ich allerdings auch feststelle, gleich bei Ankunft, Transfer im Minibus vom Phuket Airport zum Pier, dass sich die Menschen nicht auf Augenhöhe begegnen, sondern als Konsumenten und Dienstleister. Oder, ich spreche es geradeaus aus: als reiche Touristen auf der einen und exotische „Attraktionen“ auf der anderen Seite. Es ist nicht bös gemeint… aber wie oft ist es so? Mit einem Einblick in fremde Kulturen, den sich ja viele von ihren Reisen versprechen, hat das leider überhaupt nichts zu tun. Mal abgesehen davon, dass dazu ein Urlaub von einigen Tagen oder Wochen ohnehin zu kurz ist. Die Abenteuerreise, die Backpackerreise, ähnelt eher einem Besuch im Zoo, jeglicher gegenseitiger Austausch mit den Einheimischen fehlt oft.

Wie sehr trage ich nun mit meiner Reise nach Thailand dazu bei, dass es „den Menschen“ besser geht? Wieviel davon erreicht überhaupt die angesprochene Mehrzahl der Armen? Ich achte schon sehr darauf, dass ich z.B. einheimisch essen gehe. Am liebsten bei Omi ums Eck. Echte, authentische Hausmannskost eben, statt der standardisierten schnell gekochten Thai-Nudel im hippen Restaurant der Stadt. Ich versuche auch immer wieder mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen, sei es mit Händen und Füßen. Ich möchte das Land authentisch kennenlernen und versuche zu verstehen, was dem Einheimischen im Umgang miteinander wichtig ist. Doch reicht dieser kleine Beitrag dazu aus etwas gutes zu tun?

..ich bin in Gedanken und sehe die Straßen mit anderen Augen. Wie geht es euch im Urlaub? Wie ist euer Umgang mit Menschen aus Entwicklungsländern? Was tut ihr Gutes? Ist das Reisen in euren Augen gut und trägt dazu bei dem Land einen Aufschwung zu verpassen? Ich freue mich auf eure Gedanken und gehe bis dahin mit meinen am Strand entlang…

6 Comments

  • Hallo!
    Ein Artikel, der nachdenklich macht. Dabei ist Thailand kein eigentliches „Dritte Welt-Land“ mehr, sondern ein sog. Schwellenland. Die Armut wurde in den letzten 10 Jahren erheblich gesenkt. Nicht zuletzt dank des Tourismus‘.
    Ich hab mir immer schon Gedanken darüber gemacht, wie ich mit den Menschen, denen ich auf meinen Reisen begegne, umgehe. Und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich auch in Deutschland kein wirkliches gemeinsames Thema mit einem Bauern habe. Also bin ich unterwegs auf dem Lande eher Beobachter und Zuhörer. Ohne schlechtes Gewissen. Ich freue mich über kurze freundliche Gespräche. In den letzten Jahren bin ich überwiegend in China gereist. Da hilft es, dass ich die Sprache spreche.
    Es hilft, dass ich schon seit mehr 40 Jahren reise und die positive Entwicklung vieler Länder persönlich erfahren durfte.
    LG
    Ulrike

  • Ja, ich verstehe was Du schreibst. Ich war u.a. in Indien, beruflich. Schickes Hotel, riesen Buffett, Spa alles drum und dran. Wahnsinn. Spazieren gehen abends war eigentlichein tabu, aber mich zog es raus, in den Smog, Tuks Tuks, viele viele Menschen. Ich landete keine 100 Meter weiter in einem slum um die Ecke, der sich an einem Fluss entlang schlängelte. Dort bin ich dann hin gegangen und habe mich höflich genähert. Warum auch immer das tat, es war wir ein Magnet. Und ich lernte die wundervollste, aber ärmsten Menschen der Welt kennen. Die Kinder gingen auf den Kinderstrich, die Mütter auch oder sammelten Papier und Plastik. Wir hockten einfach zusammen und die die etwas englisch konnten, sprachen. Seitdem hat sich mein Leben verändert, ich erziehe meine Kinder zu Dankbarkeit für das was wir haben und Respekt & Toleranz. Durch World Vision, mit denen ich Kontakt aufnahm wurde das slum registriert und einige der Kinder konnte in ein free college gehen, Kein Strich mehr für sie. Auch wenn man nur ein paar Tage in einem Land ist: kann man nachhaltig etwas bewegen, vor allem wenn man wieder zu Hause ist. Anderen Menschen berichten, sie bitten nach zu denken ehe sie Produkte aus solchen Länder kaufen etc. Hingehen, reden, Mensch sein und nicht vergessen, dass wir alle ein Herz haben!! LG! Sirit Meinen Bericht über die Leute am Fluss liest Du übrigens hier: http://www.textwelle.de/chennai. Hinterlass gerne eine KOmmentar.

  • Hallo Tini,
    ein schöner Bericht! Denn man sollte sich diese Situation: Konsument und Dienstleister immer klar machen. Ich würde nicht so weit gehen, dass man seinen Urlaub aufgeben muss, Erholung muss halt auch sein, aber ein bisschen hinter die Kulissen schauen, erweitert den Horizont auf jeden Fall. Reisen bildet dann auch in Hinblick auf den eigenen Wohlstand, den viele hier für gegeben halten und für nötig, um glücklich zu sein.

    Es geht ganz oft um das praktische Erleben – ich reise ja oft nach Kuba – und klar wusste ich vorher, dass Kuba nicht das Wohlstandsniveau von Deutschland hat, aber in einem leeren Supermarkt zu stehen und nichts kaufen zu können bis auf ca. 20 Produkte, ist halt doch etwas anderes als Bilder davon zu sehen. Hat mich auf jeden Fall reflektierter auf meinen materiellen Wohlstand hier in Deutschland gemacht.

    Lieben Gruß und Saludos,
    Dietmar

  • Hallo Tina!
    Das ist ein guter, nachdenklicher Artikel, der ein interessantes Thema anschneidet! Wir reisen tatsächlich viel in dritte Welt-Länder, das würde ich allerdings nicht als den typischen „Urlaub“ bezeichnen und schon gar nicht als Zoo-Besuch! Nein, wir versuchen uns so intensiv wie möglich mit einem Land und seinen Bewohnern auseinander zu setzen, uns auf eine Ebene zu begeben und möglichst viel direkt bei/über Einheimische zu unternehmen. In Kambodscha z.B. haben wir in hauptsächlich in Homestays (https://meinweltbuch.com/2017/04/07/kambodscha-hautnah-homestay-bei-einer-traditionellen-khmer-familie/) übernachtet, auch ohne die Sprache kann man sich mit Händen und Füßen verständigen. Wir meiden teure Hotelketten und gehen in kleinen Läden essen, so wie du es auch beschreibst. Oft haben wir einen einheimischen Guide oder Fahrer an unserer Seite, den wir direkt bezahlen. Wir haben mit dieser Art zu reisen bisher unglaublich intensive und eindrucksvolle Erfahrungen gemacht und erleben ein Land so wirklich an der Basis. Je weniger Berührungsängste man hat, desto weniger wird man auch als „reicher Tourist“ angesehen und die Menschen in diesen Ländern freuen sich meistens riesig über Aufmerksamkeit, über ein Foto, über ein Lächeln…ich empfinde das als die wahre Art des Reisens. Lg, Julia

  • Gutes und wichtiges Thema, aber meiner Meinung nach das falsche Beispiel. Thailand ist nicht besonders arm und zählt deswegen zu den Schwellenländern.

    Ein beträchtlicher Teil des Wohlstands in Thailand stammt aus dem Tourismus, der ja vor allem auch in strukturschwachen Regionen wie zum Beispiel Inseln Jobs schafft.

    Wie du den Leuten begegnest, das ist wohl eine persönliche Frage. Ich finde es in Thailand auch eher schwer, mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Das hängt aber weniger mit dem Wohlstandsgefälle zusammen als damit, dass die Leute bei so vielen Touristen einfach keine Lust haben, Ausländer kennenzulernen. Andere arme Länder sind da sehr viel offener.

    Übrigens: Der Begriff „Dritte Welt“ ist ein politischer aus dem Kalten Krieg und hat nicht primär mit Wohlstand zu tun. Gemeint sind die Länder, die neben dem westlichen Kapitalismus und dem östlichen Kommunismus einen dritten Weg gesucht haben.

  • Liebe Tina,
    ein sehr interessanter und auf jeden Fall zum Nachdenken anregender Beitrag.
    Von den Gedanken her geht es mir ähnlich wie dir. Wenn ich im Ausland bin, egal ob Entwicklungsland oder nicht, versuche ich immer einheimisch zu essen, mich mit Einheimischen zu unterhalten und das Leben vor Ort so gut es geht als Einheimische kennen zu lernen und nicht als Tourist. Ich denke, dass man alleine durch diese Einstellungen den Einheimischen schon etwas gutes tut.

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