Trekking in Tana Toraja

Trekking Tanah Toraja

Trekking Tanah TorajaAuf und ab durch das Grün des Hochlandes von Sulawesi…

Mit dem minimalsten Gepäck gingen wir am nächsten Tag los. Unsere großen Rucksäcke ließen wir im Duta 88. Endlich kamen unsere Wanderschuhe zum Einsatz 🙂 Wir schnappten uns zusammen mit Amos ein Bemo und fuhren aufs Land. Die nächsten drei Tage  gingen wir durch kleine, teils nur aus zwei Häusern bestehenden Dörfer. Dort sahen wir viele Kinder, die uns erst skeptisch und auch ein wenig ängstlich beäugten bis dann ein „Hello Mistäär“ herauskam und alle mit der Hand vor dem Mund anfingen zu kichern. Wirklich sehr süß 🙂 Kinder SulawesiDie übrigen Bewohner fragten Amos immer wieder, ob wir nicht müde seien und wohin uns unser Weg führen wird. Jedesmal antwortete er, dass wir genau dies fern ab der Zivilisation wollten und die Natur Tana Torajas kennenlernen wollten. Alle waren sehr offen, herzlich und lachten uns an. Tanah Toraja Trekking

Eine Farbenpracht erwartete uns

Wir wanderten auf und ab der unbefestigten Straßen, durch Flusstäler, die mit ihrem kühlen, klaren Wasser eine Wohltat für unsere Füße waren, durch grasgrüne Reisterrassen, in denen die Bauern ihre kommende Ernte überprüften und durch das Farbenmeer an Blumenund Pflanzen. Wir gingen durch Kaffeeplantagen, wo die Kaffeepflanzen mit Ihren grünen und roten Bohnen reifen, durch Kakaopflanzen, an denen die Früchte in grün, gelb und pink leuchteten und vorbei an grünen Guaven, gelben Longan, pinken Rambutan, unzähligen Bananenbäumen und Kokospalmen. Die starke Sonneneinstrahlung und die hohe Luftfeuchtigkeit ließ uns immer wieder anhalten und verschnaufen. Amos kümmerte sich um unser Essen. Für mittags hatte er Reis dabei und pflückte am Wegesrand Früchte.
Tanah Toraja TrekkingTanah Toraja Trekking

Zuhause bei Amos

Nach den ersten 20 km im Hochland Sulawesis suchten wir das zu Hause von Amos auf. Amos ist 44 und lebt in einem kleinen Dorf in den Bergen. Wenn er keine Trekkingtouren durchführt, kümmert er sich um sein Reisfeld. Sein Haus besteht aus einer Holzhütte mit Küche und einem gemauerten Haus mit 6 kleinen Zimmern und Hocktoilette. Fließendes, kaltes Wasser läuft in einen kleinen Behälter, den wir zum Waschen nutzen konnten. Hier finden seine insgesamt vier Kinder, seine Frau, Schwiegermutter und Nichte Platz. Amos und seine Familie haben Hühner und hinter der Holzhütte befinden sich mehrere Verschläge mit ca. zehn Schweinen. Nachmittags hielt ein LKW mit großer Ladefläche vor dem Haus und es wurden zwei Schweine für die morgen anstehende Beerdigung, zu der wir auch gehen, abgeholt. Bei Amos ZuhauseAm Abend fanden sich alle Familienmitglieder zum Fernsehschauen auf dem Boden des Flures im „Haupthaus“ zusammen. Vorher bekamen wir eine Hühnersuppe mit Reis. Es war schon interessant das Familienleben zu beobachten, welches garnicht so sehr von unserem abweicht, jedoch -natürlich- mit einem geringeren Maß an Komfort. Die ersten Nacht auf unserem Holzbrett mit ein paar Millimeter Schaumstoff war ganz ok 😉 Auch hier beginnt das Leben schon um 5h morgens und die ganze Familie ist auf Achse. Hui… das war früh.

Funeral – eine für Europäer schwer verständliche Zeremonie

Nach dem Reisfrühstück machten wir uns auf den Weg zur Funeral (Beerdigung). Die komplette Familie ging schon vor und nahm einen großen Behälter Reis mit. Nach 30 Minuten durch die Berge kamen wir am Veranstaltungsort an. Hunderte Menschen kamen dort zusammen. Duzende Schweine wurden an Bambusrohren festgebunden und lagen auf der Erde, bevor ihnen die Haare mit einem Gasflämmer abgebrannt wurden. Wenige Wasserbüffel standen im Schatten des Bäume. Da wir die einzigen Touristen an diesem Tag waren, wurden wir dementsprechend teils skeptisch, teils sehr herzlich begutachtet. Ein komisches Gefühl… Es ist Brauch in der Kultur des Bergvolks, dass Beerdigungen drei Tage zelebriert werden. Die Gäste saßen in extra für die Beerdigung angefertigten Holzverandas zusammen und tranken Tee und Kaffee. Der Beerdigungsmeister zelebrierte die Beerdigung durch ein Mikrofon, immer wieder liefen Familien zusammen ein und übergaben deren Geschenke und Beileidsbekundungen der trauernden Familie. In der Mitte des Zeremonie-Geländes wurde ein toter Büffel von mehreren Männern auseinander genommen und in Kleinteile zerlegt. FuneralBüffel sind die heiligen Tiere der Torajer und werden nur fuer Begräbniszeremonien geschlachtet, niemals sonst. Je nach Rang des Verstorbenen müssen pro Zeremonie bis zu 30 Büffel in 3 Tagen das Leben lassen. Das Fleisch sollte später gegrillt oder gekocht werden. Ein grausamer Anblick. Alles in allem war es für mich zum einen interessant, zum anderen laut, heiß und durch das viele tote Fleisch stinkig. Ich kam mir auch wie ein Eindringling in diese private Atmosphäre vor, auch wenn Amos uns sagte, dass wir bzw Touristen allgemein sehr gerne gesehen seien. Eine Funeral dauert bis zu 3 Tage. Das merkwürdigste für mich war, dass der Leichnam vorher bis zu einem Jahr bereits zuhause gelegen haben mag. Die Familie plant die große Beerdigung und spart Geld, damit der Leichnam einen ehrwürdigen Abschied hat. Bis zur Beerdigung gilt dieser Mensch auch als nicht tot, sondern „nur“ als krank. Erst mit der Beerdigung ist er tot.Funeral

Nach dem Besuch der Funeral gingen wir weiter durch die bergige Landschaft, wieder vorbei an Obstplantagen, bunt blühenden Bäumen und Sträuchern, tollen Blumen und einer unglaublich schönen Weitsicht. Zum Mittag gab es im Bambusrohr gegrilltes Schwein von der Funeral. Sehr skeptisch schauten wir uns das Fleisch an, trauten uns erst nicht so richtig und probierten dann zumindest aus Höflichkeit, schließlich hatte Amos das Bambusrohr den ganzen Weg getragen. Wow!!! Es war so so so lecker!!! Ich konnte garnicht mehr aufhören 😀 Die Skepsis war verflogen und so aßen wir mit Händen aus dem Bambusrohr das leckere Fleisch.Schweinefleisch im Bambus

Eine Holzhütte auf Stelzen – unser Domizil in der zweiten Nacht

Nach ca. 20km auf und ab, durch Reisfelder, durch einen langersehnte kühlen Bach und eine grün so grüne Landschaft kamen wir in unserem zweiten nächtlichen Domizil an: Eine Holzhütte auf Stelzen <3. Amos`Freunde überließen uns für eine Nacht ihr Pritsche. Am Abend kochte Amos für uns wieder Suppe mit Gemüse und Reis. Wir aßen auf dem Boden und spielten anschließend mit Amos Karten. Die Familie schaute auch hier die indonesische Version von DSDS 🙂 Die Nacht war aufregend, man hörte nämlich zwischen den Holzstreben alles, jedes kleinste Geräusch. Geduscht wurde übrigens draußen am Wasserbehälter: Kaltes Wasser in die Schöpfkelle und los gehts 🙂Domizil

Am nächsten Tag und nach ca. 45km vom Startpunkt entfernt, ging es wieder zurück. Wir suchten ein Bemo, dass uns wieder in die Zivilisation bringen würde. Leider hatten wir Pech und es kam keins.. Zum Glück trafen wir amerikanische Touristen, die wir vorher schon einmal gesehen hatten und sie nahmen uns in ihrem Mietwagen mit – welche ein Komfort!

Ich kann nur jedem empfehlen eine Trekkingtour in den Bergen von Tanah Toraja zu machen. Erlebt fern ab der Zivilisation die wunderschöne Natur, lernt es ohne Handy und Telefonnetz (verschweige WIFI) den Abend zu verbringen und lasst euch ein auf die minimalistische Lebensweise der Einheimischen. Es war einfach großartig und für mich eine ganz tolle Erfahrung, an die ich mich gerne im allgemeinen Alltagsstress erinnere <3.Grüne Landschaft

Am Abend ging es dann im luxuriösen Nachtbus nach Makassar zu Dodo, wo wir uns für ein paar Stunden vor der nächsten Busfahrt ausruhen konnten…

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