Im Hochland von Sulawesi – Tana Toraja

Tanah Toraja Indonesien

Tanah Toraja Indonesien

Zwischen Totenritualen und traditionellen Häusern…

300 km nördlich von Makassar liegt das Land der Toraja. Steile Kalkfelswände und hohe, bewaldete Berge umgeben fruchtbare Flusstäler, die eine wunderschöne Kulturlandschaft aus Reisfeldern und Bambushainen bilden, in die sich harmonisch die traditionellen Dörfer der Toraja mit ihren reich verzierten Häusern einfügen. 

Ein 9 Stunden Busritt stand uns bevor. Die erste Hälfte fuhren wir an der Küste entlang, immer wieder sahen wir das Meer aufblitzen und passierten kleine, sehr schöne und gepflegte Dörfer mit Holzhütten und bunt angestrichenen Häusern. Hier würde ich durchaus sagen, der Weg ist das Ziel. Daher hatten wir uns auch bewusst für eine Fahrt am Tag entschieden. Und dann ging es los: weitere knappe 5 Stunden fuhren wir in einer rasanten Geschwindigkeit Serpentinen hoch und wieder runter. Eine Kurve nach der anderen.. Im Bus fingen die Leute nacheinander an sich zu übergeben. Eine Plastiktüte sollten so zart besaitete Personen wie ich es bin also immer dabei haben 😉Felsengräber

Als wir in Rantepao ankamen, gingen wir zum Guesthouse Duta 88. Der Hausherr Patrick vermietet sieben Holzbungalows im Toraja-Stil, umgeben von einem Garten. Im Zimmer ist es etwas dunkel, aber es ist sauber (soweit ich es sehen konnte 😉 ) und es gibt eine Warmwasserdusche. Spätestens hier fiehl mir auf, dass das Leben der Indonesier auf Grund des Sonnenauf- und -untergangs zeitverschoben stattfindet. Morgens um spätestens 5.30h ist die Nacht pünktlich zum Sonnenaufgang rum und ab 21h sind die Bordsteine hochgeklappt.. Daran gewöhnten wir uns bis zum Ende des Urlaubs nicht 🙁

Rantepao ist der Ausgangpunkt für Ausflüge in die Umgebung. In der Stadt selber gibt es nichts zu sehen. Wir trafen den von Dodo empfohlenen Trekking-Spezialisten Amos und planten mit ihm unsere nächsten Tage: zum einen wollten wir natürlich die Kultur der Torajer kennenlernen und zum anderen raus in die Natur und wandern. Unser Plan stand! Am nächsten Tag sollte es los gehen!

Auf der Spuren der TorajertraditionelleHaeuserRantepao

Vor vielen tauend Jahren kamen die Torajer nach Süd-Sulawesi. Schwer zugängliche Wälder und Gebirgsketten isolierten die Torajer bis vor 500 Jahren vom Rest der Insel. Trotz zahlreicher äußerer Einflüsse haben sich die Traditionen, Sitten und Bräuche der Torajer fast nicht verändert.
Wir machten uns zusammen mit Amos auf den Weg, hielten das nächste Bemo an und los ging unsere Reise in die Vergangenheit. Bemos sind private Autos mit bis zu 8 Plätzen, die als öffentliches Verkehrsmittel genutzt werden. Man erkennt sie an den gelben Nummernschildern. Einfach winken, anhalten und einsteigen. Der Fahrpreis richtet sich nach der Dauer der Fahrt. Entscheidend für die Torajer ist hierbei die Musik im Auto: Gibt es keine Musik, wird nicht eingestiegen. So lernten wir über den Tag allmögliche indonesiche Hits kennen und reisten ebenso durch die Internationalen Musikcharts der 80er Jahre 😉Reisfelder

Vorbei an vielen traditionellen Toraja Häusern mit Dächern in Schiffsform, die überall aus dem Reisfeldern herausblicken. Die Häuser werden bis heute je nach Größe als Wohnhaus oder als Reisspeicher genutzt. Wir fuhren zu den Baby-Gräbern nach Kambira. Die sog. Liang Pia sind Gräber für Kinder, die noch keine Milchzähne haben. Sie werden in dem Stamm eines lebenden Baumes stehend und mit dem Gesicht zur Seite des Dorfes „begraben“. Mit einer Art Wolle wird das Loch zugeknüpft und mit Holzstäben verschlossen. Hierbei gilt: je mehr Holzstäbe (4-6) verwendet werden, desto reicher die Familie. Werden 8 Stäbe verwendet, ist es ein Zwillingsgrab.

babygraves

Anschließend wanderten wir nach Tambangallo zu den hängenden Gräbern. Dort gibt es zwischen den Reisfeldern eine kleine Höhle. In dieser Höhle befinden sich die sog. Liang Gua Erong: der Körper des verstorbenen wird in einem Holzsarg in eine natürliche Höhle gelegt oder an einem Holzgestell oben an der Wand festgemacht. Oft fallen die Särge runter oder verrotten, so dass wir in der Höhle viele Knochen und Schädel vorfanden. An der Wand gibt es eingeschlagene kleine Terrassen. Auf diesen Terrassen stehen geschnitzte und mit Kleidern der Toten angezogene Holzfiguren, die an den jeweiligen Toten erinnern sollen: die Tao Tao Statuen.

graeberknochen

Weiter durch die saftgrünen Reisfelder, vorbei an Torajer Häusern liefen wir nach Lemo zu den Felsengräbern. Vor uns eine riesige, natürliche Felswand, in der die Torajer in einem langen und aufwändigen Prozess Gräber hineinschlagen. Die Toten werden ohne Sarg in die Felsen geschoben und die Öffnung des Grabs wird mit einer viereckigen Holztür verschlossen. TaoTaoDie verschiedenen Arten der Gräber zu sehen war schon interessant, aber irgendwie auch gruselig wenn man all die Knochen sieht… Zurück von unserem Ausflug machten wir uns wieder mit einem Bemo zurück nach Rantepao. Für die geführte Tour haben wir insgesamt 350.000 Rupiah + ca. 150.000 Rupiah für den Transport bezahlt. Ohne Amos hätten wir die Gräber nicht so schnell gefunden und hätten gar nicht gewusst in welches Bemo wir nun einsteigen sollten.

Gleich wird der kleine Rucksack gepackt. Ab morgen wandern wir im Hochland von Toraja und schlafen für zwei Nächte bei Einheimischen in den Bergdörfern 🙂 Ich bin schon gespannt was mich erwartet…

3 Comments

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.